Die Menschen im Flussgebiet treten vorrangig für mehr Naherholung und Tourismus durch sanfte Nutzungen wie Wandern und Radfahren (46,5 %) ein. Danach folgt der Wunsch nach einer besseren Durchgängigkeit der Gewässerläufe für Fische und Wasserlebewesen (44,4 %). Zahlreiche Querbauwerke, zum Beispiel bei Kraftwerken, müssten dazu passierbar gemacht werden. Ein weiterer Ausbau der Wasserkraft rangiert mit 14 % an hinterer Stelle.
Was die Befragungsteilnehmer nicht möchten, ist eine verstärkte Nutzung der Gewässer auf Kosten der Natur: Die Mehrheit (51 %) will die Gewässerschutzbemühungen in ihrer jetzigen Form beibehalten, mehr als ein Drittel (35,2 %) würden diese sogar ausbauen. Nur 8,1 % aller Befragungsteilnehmer treten für eine Reduzierung der derzeitigen Schutzbestimmungen ein. Differenziert man diese Aussagen nach bestimmten Gruppen, so zeigt sich, dass zum Beispiel Landwirte und Kommunalpolitiker zu 25 % für weniger strenge Schutzbestimmungen eintreten. Doch auch in diesen Gruppen will die Hälfte der Befragten das Schutzniveau beibehalten und immer noch 21 % wollen es sogar ausbauen.
Klare Meinung zum Fischotter
Geht es um die Regulierung der Fischotterbestände, so gehen die Aussagen jedoch klar in eine andere Richtung: nur 17,2 % der Befragungsteilnehmer treten hier für einen strengen Artenschutz ein. Die Hälfte (49,6 %) wünscht sich kontrollierte Entnahmen zur Regulierung zu hoher Fischotterbestände.
Sanfte Nutzungsmöglichkeiten gewünscht
Eine sanfte Nutzung der Flussläufe sollte trotz Natur- und Gewässerschutz möglich sein, sagen 51,6 % der Teilnehmer. Als sinnvolle Maßnahmen dafür werden insbesondere ein durchgehender Radweg entlang der Steyr (52,7 %), ein durchgehender Uferbegleitweg zum Wandern (50 %), besser Zugänge zum Ufer (39,4 %) und die Errichtung von Wasserspielplätzen (31,3 %) gesehen. Dazu kommt der Wunsch nach besseren Leitsystemen und Beschilderungen (42,6 %) und nach mehr Gastronomie- und Beherbergungsangeboten (33 %).
Die Aussagen der Bevölkerung decken sich über weite Strecken mit den Ideen und Wünschen aus vier Diskussionsabenden mit unterschiedlichen Interessensvertretern aus der Region, die im Rahmen des EU-Interreg-Projekts „SPARE“ im Jahr 2017 vom Land Oberösterreich durchgeführt wurden. Allerdings hatten die Interessensvertreter dem Wunsch nach besseren Leitsystemen und Beschilderungen deutlich weniger Bedeutung beigemessen.
Eine konfliktträchtige Polarisierung zwischen Natur- und Gewässerschutz und wirtschaftlichen Interessen und Nutzungen lässt sich aus den Befragungsergebnissen nicht heraus lesen. Eher kommt man zur Einschätzung, dass die Bevölkerung genau jene Nutzungsmöglichkeiten (Wandern, Radfahren) forcieren will, die ein geringeres Konfliktpotential mit Natur- und Gewässerschutz mit sich bringen.
Den „Schatz vor der Haustüre“ bewahren
Die Rückmeldungen in der Befragung zeigen: Für die Bevölkerung der Anrainergemeinden ist die Steyr ein „Juwel“, das bewahrt werden soll. Man sieht im Flussgebiet nicht nur das touristische Potenzial, sondern schätzt die Schönheit und den Freizeitwert vor der Haustür. Schon heute nutzt die Bevölkerung das Flussgebiet intensiv, fast zwei Drittel aller Befragten halten sich dort häufig (32,3 %) oder gar sehr häufig (30,3 %) auf und nutzen das Gebiet zu Fuß oder per Rad, verweilen auf den Schotterbänken oder gehen baden. Dementsprechend werden die Obere Steyr und ihre Nebenflüsse von über 90 % als attraktiv für Freizeit und Naherholung gesehen.
Für die Weiterentwicklung der Region im Interesse der Menschen, die hier leben und arbeiten, wünscht man sich jedoch einen Ausbau der Nahversorgung (39,6 %) und mehr Arbeitsplätze mit unterschiedlichen Qualifikationen (37,3 %). Erst danach kommt der Wunsch nach dem Ausbau gewässerbezogener Freizeitangebote (30,5 %) und einer besseren Vermarktung und Zugänglichkeit zu Naturschätzen wie der Steyrschlucht (26,5 %).
Die Ergebnisse des Beteiligungsprozesses und der Befragung sollen in künftige Planungen und Schwerpunktsetzungen bei der Gewässerbewirtschaftung mit einfließen. Bestehende regionale Vorhaben im Tourismus, wie durchgehende Rad- und Fußwege, werden durch die Ergebnisse und Aussagen bestärkt und bestätigt.
Die detaillierten Ergebnisse der Umfrage sind abrufbar auf https://transfer.tatwort.at/public.php?service=files&t=8fb36bb808e3f61dba9dd746b10c6ba6.
Über das EU-Projekt SPARE
Der Beteiligungsprozess erfolgt im Rahmen eines von der EU geförderten Interreg Alpine Space Projekts (SPARE), bei dem das Amt der oberösterreichischen Landesregierung Projektpartner ist. SPARE (Strategic Planning for Alpine River Ecosystems) verfolgt das Ziel, die unterschiedlichen Schutz- und Nutzungsansprüche an Flüsse besser aufeinander abzustimmen und das Bewusstsein für die Leistungen und die Verletzlichkeit von Flüssen im Alpenraum zu stärken. Neben dem Beteiligungsprozess im Einzugsgebiet der Steyr flussaufwärts von Grünburg/Steinbach a.d. Steyr werden in den anderen alpinen Projektgebieten an den Flüssen Drome (Frankreich), Inn (Schweiz, Engadin), Soca (Slowenien) und Dora Baltea (Italien, Aostatal) ähnliche Beteiligungsprozesse durchgeführt.
Auftraggeber der Online-Befragung:
Amt der oö. Landesregierung
Abteilung Wasserwirtschaft
Wasserwirtschaftliche Planung
Kärntnerstraße 12
4021 Linz
Kontakt für Rückfragen:
tatwort Nachhaltige Projekte GmbH
Mag. Christine Ehrenhuber
Tel.: 01 409 55 81 – 223
Email: christine.ehrenhuber@tatwort.at